Ratgeber
So kommt die Arznei ins Kind
Von Hustensaft bis Zäpfchen
Auch Säuglinge oder Kleinkinder benötigen manchmal Medikamente. Dabei ist es für die Eltern oft gar nicht so einfach, das Arzneimittel ins Kind zu bekommen. Doch egal ob Zäpfchen, Augentropfen oder Hustensaft - es gibt eine Menge Tipps, wie das besser klappt.
Säfte und Lösungen richtig dosieren
Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Verabreichungsformen. Aber alle haben eines gemeinsam: Irgenwie müssen sie ins Kind. Die meisten Arzneimittel für Kinder und Säuglinge sind zum Schlucken. Weil auch Kinderärzt*innen wissen, dass Tabletten oft schwer zu verabreichen sind, verordnen sie häufig Lösungen, Suspensionen oder Säfte.
Schulkinder nehmen die flüssigen Arzneimittel am besten mit einem Löffel oder dem meist beigelegten Dosierlöffelchen ein. Bei kleinen Kindern gestaltet sich dies manchmal schwierig. Eine gute Option sind dann Einmalspritzen. Damit lassen sich Saft oder Lösungen gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentasche spritzen. Das sollte man allerdings langsam tun, sonst wird es für das Kind unangenehm. Wichtig: Danach muss das Kind reichlich Wasser oder Babytee nachtrinken, damit die Arznei auch schnell den Magen erreicht. Für Säuglinge gibt es in der Apotheke spezielle Messbecher mit Medikamentensaugern. Damit können sie die Medizin wie Milch oder Tee trinken. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind den Sauger schnell und vollständig entleert und nicht während des Saugens einschläft.
Doch nicht nur die Verabreichung, auch die Dosierung von Säften und Lösungen ist manchmal knifflig. Kleine Kinder benötigen oft nur einen halben oder gar einen Viertel des beigelegten Messbechers oder Messlöffels. Beim Abmessen kommt es leicht dazu, dass zuviel oder zu wenig Wirkstoff gegeben wird. Auch hier hilft eine Einmalspritze: Mit ihr kann man die gewünschte Menge Milliliter-genau abmessen. Wer unsicher ist, lässt sich in der Apotheke eine Einmalspritze an der passenden Stelle mit einem wasserfesten Stift markieren.
Hinweis: Bittere Wirkstoffe sind oft eine besondere Herausforderung. Deswegen mischen viele Hersteller den Medikamenten Geschmacksstoffen bei. Muss das Medikament über viele Tage hinweg eingenommen werden, entwickeln manche Kinder jedoch eine Aversion gegen den künstlichen Geschmack. Dann kann die Ärzt*in oft den gleichen Wirkstoff, aber in einem Präparat mit anderem oder besser gar keinem Geschmack verordnen.
Herausforderung Trockensaft
Bei der Verabreichung von Trockensäften ist meist schon die richtige Zubereitung gar nicht so leicht. Denn hier müssen die Eltern die Flüssigkeit aus Pulver oder Granulat selbst herstellen. Dabei gibt es einiges zu beachten:
- Vor der Zugabe von Wasser das Pulver oder Granulat durch etwas Schütteln leicht auflockern.
- Keine Milch, Säfte oder Tee zur Herstellung verwenden. Sie könnten die Wirkung der Arznei aufheben oder verändern.
- Wasser vorsichtig zufüllen und das vollständige Auflösen und Absetzen des Schaums abwarten. Erst danach das restliche Wasser bis zur Eichmarke einfüllen.
- Wenn abgekochtes Wasser verwendet wird, dieses erst auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, da sonst der Wirkstoff durch die Hitze zerstört werden kann.
- Flasche nicht unter dem Wasserhahn auffüllen, da sie auf diese Weise leicht überläuft.
Der zubereitete Trockensaft muss im Kühlschrank gelagert werden. Damit man ihn besser dosieren kann, sollte man ihn zum Anwärmen einige Zeit vor Verabreichung herausnehmen. Wenn sich die Lösung entmischt hat, rollt man die Flasche zwischen den Händen hin und her. Schütteln ist verboten, dadurch bildet sich Schaum.
Hinweis: Auch Brausetabletten darf man nicht mit Säften, Tee oder Milch einnehmen. Sie müssen in Leitungswasser komplett aufgelöst und gleich getrunken werden.
Zäpfchen ohne Schmerz verabreichen
Aus gutem Grund verabreicht man Kindern Arzneimittel auch gern über den Po. Stimmt die Technik, ist das Ganze schmerzfrei und schnell erledigt. Auch hier gibt es einiges zu beachten:
- Zäpfchen in der Hand oder in warmem Wasser kurz anwärmen, dann gleiten sie besser.
- Kinder legt man fürs Einführen des Zäpfchens auf die Seite (das obere Bein etwas angewinkelt). Säuglinge kann man stattdessen auch auf den Bauch legen.
- Kinder zum tiefen Atmen auffordern. Beim Ausatmen das Zäpfchen einführen.
- Zäpfchen mit dem stumpfen Ende voran vorsichtig in den Anus schieben. Dann rutschen sie nicht so leicht wieder aus dem Darm heraus. Wahrscheinlich, weil sich der Anus hinter dem spitzen Ende besser schließen kann.
- Ängstliche Kinder dabei mit einer Decke zudecken.
Ganz ähnlich funktioniert es auch, wenn statt Zäpfchen Miniklistiere in den Po müssen. Dabei wird eine in einem kleinen Ballon befindliche Arznei über ein Applikatorrohr in den Darm „gespritzt“. Bei Kleinkindern reicht es, das kleine Plastikrohr etwa zweieinhalb Zentimeter in den Analkanal einzuführen. Dann drückt man auf den Füllkörper, um die Arznei zu entleeren, und zieht das Rohr mit gedrücktem Füllkörper aus dem Analkanal zurück.
Ob Zäpfchen oder Miniklistier: Ist der Wirkstoff im Darm, sollte man die Pobacken des Kindes leicht zusammendrücken, damit nichts wieder rausflutscht. Ob wirklich alles drin geblieben ist, muss man zudem nach einigen Minuten überprüfen.
Hinweis: Ein Zäpfchen mit Creme oder Gel gleitfähiger zu machen ist nicht nur überflüssig (durch die Wärme rutschen sie gut von alleine), sondern auch noch falsch: Auf diese Weise wird der Wirkstoff von der Darmschleimhaut nicht mehr so gut aufgenommen.
Augentropfen – eine Kunst
Die Verabreichung von Augentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwierig. Viele Kinder mögen das Herabziehen des Unterlides und das Einträufeln in den Bindehautsack überhaupt nicht und wehren sich heftig dagegen. Expert*innen empfehlen folgendes Vorgehen:
- Kind flach (ohne Kopfkissen!) auf den Rücken legen und die Augen schließen lassen.
- Bei geschlossenem Auge die Arznei in den Innenwinkel des Auges tropfen.
- Öffnet das Kind dann im Liegen die Augen, fließt der Tropfen von selbst in den Bindehautsack. Das klappt noch besser, wenn man vorsichtig das Unterlid in Richtung Wange zieht.
Bei Augensalben ist für Kinder meist besonders unangenehm, dass danach für längere Zeit die Sicht behindert ist. Besser ist, wenn die Kinder die Augen einfach für einige Minuten geschlossen halten. Das fällt ihnen leichter, wenn man dabei eine Geschichte vorliest oder sie mit einem Hörbuch ablenkt.
Nase befreien – aber richtig
Verstopfte Nasen sollten bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit Sprays, sondern mit Nasentropfen befreit werden. Grund dafür ist, dass das Einziehen des Sprühstoßes erst ab dem Schulalter gut koordiniert werden kann. Außerdem empfinden kleine Kinder den von anderen durchgeführten Sprühstoß in die Nase oft als unangenehm. Besser sind also Nasentropfen. Auch hier gibt es einige Tipps für die erfolgreiche Verabreichung:
- Nase erst von Schleim befreien. Bei zähflüssigem Sekret dieses zunächst mit Meersalz-Nasentropfen verflüssigen.
- Danach einen Nasensauger an der Öffnung des Nasenlochs positionieren und dabei den Ball zusammendrücken.
- Das andere Nasenloch des Kindes zuhalten (z.B. indem man das Kind im Arm hat, den freien Arm um den Kopf legt und mit den Fingern vorsichtig den Nasenflügel andrückt).
- Den Griff um den Ball des Saugers langsam lockern. Auf diese Weise saugt der Unterdruck den Schleim aus dem Nasengang. Das andere Nasenloch genauso behandeln.
- Kind danach so hinlegen, dass der Kopf etwas tiefer ist als die Schultern.
- Pipette oder Dosiertropfer etwa einen halben Zentimeter in das Nasenloch einführen.
- Nach dem Eintropfen die Pipette mit zusammengedrücktem Gummibalg zurückziehen.
- Damit sich die Tropfen im Nasengang besser verteilen, können ältere Kinder im Liegen den Kopf vorsichtig hin und her bewegen.
Der Nasensauger muss nach jeder Benutzung gründlich mit warmem Wasser gesäubert werden. Auch die Öffnung der Pipette ist vorsichtig mit einem trockenen Taschentuch abzuwischen. Überhaupt sind Nasentropfen nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das gilt auch für Einzeldosispipetten nach dem Aufmachen des Aluminiumbeutels. Die Haltbarkeit wird meist auf den Fläschchen angegeben, im Zweifel hilft die Apotheker*in.
Hinweis: Damit es nicht zu Infektionen kommt, dürfen Nasentropfen (wie auch Augen- und Ohrentropfen) immer nur von derselben Person benutzt und nicht mit anderen geteilt werden.
Ohrentropfen perfekt applizieren
Sollen Kinder oder Säuglinge Ohrentropfen erhalten, müssen diese vorher unbedingt auf Körperwärme gebracht werden. Denn kalte Flüssigkeit ist ein starker Reiz im Ohr und kann Schwindel und Schmerzen auslösen. Am besten gelingt das Aufwärmen, indem man das Fläschchen für ein paar Minuten in die Hosentasche steckt oder in der Hand festhält. Das korrekte Einträufeln funktioniert so:
- Kind in die Seitenlage bringen.
- Beim Säugling die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten-unten, bei Kindern über drei Jahren nach oben und zurück ziehen.
- Ohrentropfen einträufeln.
- Das Kind fünf Minuten in Seitenlage belassen, damit die Tropfen tief in den Gehörgang vordringen.
- Währenddessen den Knorpel an der Mündung des Gehörgangs vorsichtig mit leichtem Druck nach oben und nach unten schieben, das beschleunigt die Verteilung.
Hinweis: Zum Schutz der Wäsche darf das behandelte Ohr keinesfalls mit Watte zugestopft werden. Eine solche feuchte Kammer begünstigt die Vermehrung von Bakterien und Pilzen. Wenn überhaupt, dann kann man etwas Mull oder Watte locker auf das Ohr legen.
Äußere Wirkstoffe richtig anwenden
Werden Säuglinge und Kleinkinder mit medizinischen Cremes, Salben und Gelen behandeln, erfordert dies von den Eltern große Aufmerksamkeit. Nach dem Auftragen der Wirkstoffe müssen sie darauf achten, dass die Kleinen die Creme nicht an ihre Hände bekommen und dann auf andere Körperbereiche oder die Augen übertragen. Manche Mittel wie beispielsweise Lösungen gegen Kopfläuse dürfen nur über eine begrenzte Dauer einwirken. Dabei müssen die Kinder die ganze Einwirkzeit unter Aufsicht sein.
Vorsichtig mit Cremes und Salben sollte man auch sein, wenn das Kind gebadet wurde. In der ersten Stunde danach ist die Haut vermehrt durchblutet und die Hornschicht aufgequollen. Beides führt dazu, dass Wirkstoffe leichter aufgenommen werden und in der Haut zu hohe Konzentrationen erreichen können. Zwischen einem Bad und dem Auftragen von z.B. Kortisoncremes oder Calcineurin-Inhibitoren sollte deshalb mindestens eine Stunde Zeit liegen.
Für Babys mit Hauterkrankungen empfehlen Ärzt*innen oft spezielle Ölbäder. Weil Seifen die rückfettende Wirkung dieser Bäder beeinträchtigen, reinigt man den Windelbereich des Babys besser davor. Ölbäder dürfen auch nicht wärmer als 36 ° bis 37 °C sein und die Badedauer nur wenige Minuten betragen. Damit der heilende Ölfilm auf der Haut des Kindes erhalten bleibt, sollte man nach dem Bad die Haut nicht abtrocknen, sondern nur vorsichtig abtropfen.
Quelle: DAZ 2022, 24 :36
Was tun gegen Kopfschuppen?
Schluss mit dem Geriesel!
Schuppen auf dem Kopf und auf der Kleidung wirken schnell ungepflegt. Kein Wunder, dass das den Betroffenen oft peinlich ist. Bei harmlosen Ursachen kann man sich mit der passenden Pflege und Anti-Schuppen-Shampoos aus der Apotheke gut selbst helfen. Schwerere Geschütze sind nötig, wenn Hauterkrankungen hinter den unliebsamen Flöckchen stecken.
Trocken oder fettig?
Die Haut des Menschen erneuert sich unaufhörlich. In der untersten Schicht bilden sich ständig Zellen, die dann innerhalb von vier Wochen bis an die Oberfläche wandern. Hier sterben die Hautzellen dann ab und werden als kleine Hautschüppchen abgestoßen. Normalerweise sind diese Hautschüppchen winzig und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Sichtbar werden Hautschuppen nur dann, wenn sich die Hautzellen zu schnell erneuern. Dann verklumpen sie und bilden größere Verbänden mit Hunderten von Zellen. Die typische sichtbare Hautschuppe besteht in Wirklichkeit also aus einer Vielzahl von kleinen Schüppchen.
Diese sichtbaren Hautschuppen lassen sich in zwei Arten unterteilen:
- Trockene Schuppen bleiben nicht im Haar hängen, sondern rieseln auf Schultern und Kleidung herab. Vor allem auf dunklen Stoffen sind die weißlichen Flöckchen gut zu erkennen. Sie treten meist bei trockener Kopfhaut auf und werden oft von Juckreiz begleitet.
- Fettige Schuppen sind eher ölig und gelblich gefärbt. Sie bleiben in der Regel am Haaransatz kleben und lassen sich nur schwer von dort lösen. Fettige Schuppen entstehen, wenn die Kopfhaut zu viel Talg produziert.
Hinweis: Die Ursache für die Schuppenbildung sind vielfältig. Sie reichen von trockener Haut und falscher Pflege bis zu Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis und Pilzinfektionen.
Trockene Kopfhaut lässt es rieseln
Ein harmloser, aber besonders häufiger Grund für Schuppen ist die trockene Kopfhaut. Frauen und Männer sind von diesem Problem etwa gleich oft betroffen. Typisch sind trockene, feine weiße Schuppen, die schneeartig aus den Haaren rieseln. Die Kopfhaut ist gerötet, spannt und juckt. Begünstigt und zusätzlich gereizt wird die trockene Kopfhaut durch viele Faktoren:
- starke Sonneneinstrahlung
- trockene Heizungsluft im Winter
- zu häufiges Haarewaschen und heißes Föhnen der Haare
- aggressive, parfümierte oder allergisierende Shampoos und Haarpflegegeprodukte.
Einige einfache Basismaßnahmen können die Schuppenproduktion bei trockener, gereizter Kopfhaut eindämmen. Dazu gehören:
- Reizarmes Haarwaschen. Bei trockener Kopfhaut sind die Haare selten (einmal wöchentlich) und nur mit lauwarmem Wasser zu waschen. Lufttrocknen ist milder als trockenföhnen.
- Passende Pflegeprodukte. Das Shampoo sollte pH-neutral und mild sein, empfehlenswert sind Pflegeprodukte mit Harnstoff, Glycerin oder Dexpanthenol (in der Apotheke gibt es zahlreiche Produkte zur Auswahl).
- Nächtliche Ölkur. Eine Kurpackung mit Öl besänftigt die gestresste Kopfhaut. Dazu träufelt man sich einmal pro Woche abends mit einer Pipette Mandel-, Oliven-, Argan- oder Jojobaöl auf die Kopfhaut. Das Öl vorsichtig einmassieren und über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Morgen wäscht man das Öl wieder aus.
- Vorsicht beim Styling. Um die Kopfhaut nicht weiter zu reizen, sollte man besser auf Haarefärben, Lockenstab und Glätteisen verzichten. Auch Schaumfestiger und Haarspray sollte man besser meiden.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können spezielle Anti-Schuppen-Shampoos für trockene Kopfhaut aus der Apotheke helfen. Sie enthalten meist mehrere Wirkstoffe wie etwa Pirocton-Olamin, Salicylsäure oder Polidocanol.
Hinweis: Auch Shampoos und Spülungen mit Pflanzenauszügen pflegen die Haare bei trockener, schuppender Kopfhaut. Beispiele sind Produkte mit Huflattich und Teebaumöl.
Fettige Kopfhaut als Schuppenquelle
Fettige Kopfhaut kann ebenso zu Schuppen führen wie trockene. Die dann meist öligen Schuppen glänzen gelblich und lassen sich nur schwer von den Haaren lösen. Sie entstehen durch eine übermäßige Talgproduktion. Häufige Kopfwäschen (mindestens alle zwei Tage) mit entfettenden Shampoos aus der Apotheke vermindern die Schuppen.
Weil auf der fettigen, schuppenden Kopfhaut Hefepilze gut gedeihen, sind den Shampoos meist antimykotische Wirkstoffe wie Ketoconazol, Cotrimazol, Selendisulfid oder Ciclopirox-Olamin beigefügt. Je nach Produkt müssen die Shampoos mindestens drei bis zehn Minuten auf der Kopfhaut einwirken. Die Angaben der Packungsbeilage sind deshalb genau zu beachten.
Alle Shampoos sollen zunächst zwei- bis dreimal pro Woche, später zur Vorbeugung einmal pro Woche angewendet werden. Weil ein Dauereinsatz die Hautflora verändert, dürfen antimykotische Shampoos nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Nach Abklingen der Beschwerden verwendet man ein mildes Shampoo ohne Duft- oder Konservierungsstoffe.
Hinweis: Antimykotische Schuppenshampoos können graue und weiße Haare verfärben. Außerdem reizen sie die Augen, weshalb man diese beim Haarewaschen geschlossen halten sollte. Kinder halten sich bei der Haarwäsche am besten einen Waschlappen vor dass Gesicht.
Wenn die Schuppen nicht weichen
Manchmal sind Schuppen auch Hinweise für eine Hauterkrankung. Dann lassen sie sich durch die genannten Maßnahmen nicht lindern oder treten gemeinsam mit weiteren Beschwerden auf. Um abzuklären, was hinter den trockenen oder fettigen Schuppen steckt, ist deshalb in folgenden Fällen der Gang in die Hautarztpraxis erforderlich:
- Die Schuppen werden trotz Basismaßnahmen und Anti-Schuppen-Shampoo nicht weniger oder treten immer wieder auf.
- Die Kopfhaut juckt stark, brennt, ist stark gerötet oder sogar geschwollen.
- Es finden sich nässende, entzündete oder verkrustete Stellen auf der Kopfhaut.
In der Praxis inspiziert die Hautärzt*in nicht nur die Kopfhaut, sondern auch die Haut des gesamten Körpers gründlich. Denn es ist durchaus möglich, dass die Kopfbeschwerden ein Zeichen für eine allgemeine Hauterkrankung sind. Manchmal sind für eine Diagnose zusätzlich Blutuntersuchungen erforderlich oder eine mikroskopische Begutachtung von Hautschuppen oder Gewebeproben.
Hinweis: Bei Kindern sollte man Kopfschuppen immer von der Ärzt*in abklären lassen, denn oft ist eine ansteckende Pilzinfektion die Ursache.
Von Neurodermitis bis Pilzinfektion
Die häufigsten Erkrankungen, die Schuppen verursachen, sind die Schuppenflechte, das seborrhoische Kopfhautekzem und die Neurodermitis.
Die Schuppenflechte macht sich am Kopf mit Juckreiz und roten, oft silbrig glänzenden Hautstellen bemerkbar. Diese Herde (auch Plaques genannt) breiten sich gern über die Haargrenze aus und lassen sich dann z.B. am Nacken gut erkennen. Durch die stark beschleunigte Reifung der Hautzellen kommt es zu einer ausgeprägten,meist trockenen, weißlichen Kopfschuppen. Es helfen keratolytische Shampoos mit Salicylsäure, Urea, aber auch Dicaprylyl-Carbonat, Dimeticon sowie Jojoba- und Olivenöl. Parallel dazu ist bei den meisten Patient*innen eine lokale Behandlung der Kopfhaut mit Kortisonpräparaten erforderlich. Diese werden als Shampoo, Schaum oder Lösung aufgetragen. Häufig verordnen die Hautärzt*innen auch einen Schaum mit Kortison und einem Vitamin D3-Analogon (Calcipotriol). Reicht die äußerliche Behandlung nicht aus, empfehlen die Leitlinien die Einnahme von spezifischen Wirkstoffen gegen die Schuppenflechte (Acitretin, Ciclosporin, Methotrexat oder auch TNF-alpha-Hemmer oder Interleukin-Blocker).
Die Neurodermitis tritt am Kopf mit extremem Juckreiz in Erscheinung. Oft kratzen sich die Betroffenen die Stellen sogar blutig. Die Schuppen sind bei der Neurodermitis weißlich, aber eher gering ausgeprägt. Um die Kopfhaut mit der nötigen Feuchtigkeit zu versorgen, sind feuchtigkeitsbindende Harnstoff (Urea-)-Shampoos ohne Silikon, Duftstoffe oder Konservierungsmittel ratsam. In der Apotheke gibt es zudem lindernde Intensivtonika, z.B. mit Urea, Lactat, Licochalcone A oder Polidocanol. Sie beruhigen die Kopfhaut und reduzieren den Juckreiz. Ist das atopische Ekzem stark ausgeprägt, verschreibt die Ärzt*in entzündungshemmende Kortisonlösungen. In besonders schweren Fällen kommen auch Ciclosporin, Januskinasehemmer oder monoklonale Antikörper zum Einsatz.
Das seborrhoische Kopfhautekzem entwickelt sich aus der fettigen Kopfhaut mit Schuppen (siehe oben), wobei die Übergänge fließend sind. Die starke Talgbildung begünstigt das übermäßige Wachstum eines zur normalen Hautflora des Menschen gehörenden Pilzes: Malessezia furfur. Dieser Pilz besiedelt die Haarfollikel und zersetzt den Talg. Vermehren sich jedoch Pilz und Talg, reiztdas dier Kopfhaut. Neben entzündeten, nässenden und juckenden Hautstellen finden sich ölig-glänzende, gelbe Schuppen. Diese bleiben meistens am Kopf kleben. Oft ist zudem nicht nur die Kopfhaut betroffen, sondern die nässenden Stellen finden sich auch um die Nase herum, am Kinn und an den Augenbrauen. Die Behandlung besteht aus antimykotischen Shampoos (siehe fettige Kopfhaut) und, im akuten Krankheitsschub, entzündungs- und juckreizhemmende Kortisontinkturen.
Malessezia kann auf der fettigen Haut auch die Kleienpilzflechte auslösen. Hierbei kommt es zu runden, münzgroßen, entweder hellen oder dunklen Flecken mit weißen Schuppen am Rand. Zur Behandlung dienen antimykotische Lösungen, die man auf die Kopfhaut aufträgt und einwirken lässt. Je nach Präparat wird die Anwendung mehrmals wiederholt.
Schuppen treten auch bei ansteckenden Pilzerkrankungen auf. Eine solche Tinea capitis ist z.B. bei Kindern häufig. Die Pilze werden durch Haustiere, von Mensch zu Mensch oder auch über Autositze oder Plüschspielzeug übertragen. Der Befall macht sich durch kreisrunde Herde mit gräulichen Schuppen bemerkbar, außerdem brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab. In ausgeprägteren Fällen finden sich hochrote, nässende und entzündete Herde. Für eine erfolgreiche Therapie muss die Hausärzt*in anhand von Hautproben auf Pilzsuche gehen. Das passende Anti-Pilzmittel wird parallel auf zwei Wegen verabreicht, und zwar lokal mit Lösungen oder Shampoo und systemisch als Tabletten. Die Therapie ist langwierig und darf erst beendet werden, wenn keine Erreger mehr nachweisbar sind.
Quelle: Winterhagen I, 2022, Deutsche Apotheker Zeitung 12:36
Was hilft bei vergrößerter Prostata?
Damit es wieder richtig läuft
Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden?
Sie wächst und wächst und wächst …
Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt.
Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.
Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:
- lästiger Harndrang
- häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen
- schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln
- erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen
- Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn).
Hinweis: In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert.
Erst die Diagnose!
Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs.
Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.
- Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts.
- Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.
- Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.
Vom Beobachten bis zur Operation
Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:
- Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.
- Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.
- Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser.
- Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen.
- Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert.
Hinweis: Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen.
Chemisch oder pflanzlich?
In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen:
Alpha-1-Blocker entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen.
5-alpha-Reduktasehemmer hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion.
Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten.
Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören Antimuskarinika. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen.
Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:
- Sägepalmenfrüchte
- Brennnesselwurzeln
- Kürbissamen
- Gräserpollen, Roggenpollen.
Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet.
Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung.
Hinweis: Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.
Wenn Medikamente nicht ausreichen
Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick.
Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen.
Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft.
Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms
Kopfläusen den Garaus machen
Gegen das große Krabbeln
Wenn der Kindergarten oder die Schule Kopflausalarm geben, ist das kein Grund zur Panik: Ein Kopflausbefall ist bis auf das Jucken harmlos und in der Regel gut beherrschbar. Denn mit Nissenkamm und potenten Wirkstoffen aus der Apotheke kann man die Tierchen gut aufspüren und erfolgreich vertreiben.
Die Laus braucht den Menschenkopf
Kopfläuse leben ausschließlich auf Menschenköpfen. Sie sind lästig, aber harmlos, denn sie übertragen keine Krankheiten. Allerdings verbreiten sie sich von Kopf zu Kopf gerne weiter. Das hat übrigens nichts mit der persönlichen Hygiene zu tun. Kopfläuse sollen sich in frisch gewaschenem Haar sogar besonders wohl fühlen.
Haben sie einen Kopf erobert, stechen sie alle zwei bis vier Stunden in die Haut und saugen nach Blut. Der Läusespeichel juckt heftig – bei Erstbefall allerdings oft erst nach einiger Zeit. Erwachsene Läuse leben etwa vier Wochen lang. Währenddessen legt jedes Läuseweibchen ca. 150 Eier und verklebt diese kopfhautnah an den Haarschäften. Nach einer Woche schlüpfen die Larven und lassen die leeren Eihüllen (Nissen) am Haar zurück.
Damit sie schnell an ihre Futterquelle kommen, sitzen Larven und junge Kopfläuse am liebsten ganz nah an der Kopfhaut. Erwachsene Kopfläuse sind etwas wanderfreudiger: Sie dringen bis zu den Haarspitzen vor. Von dort gelangen sie auf andere Köpfe. Da sie aber weder springen noch fliegen können, geschieht das nur durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Zum Beispiel wenn Kinder beim Spielen die Köpfe zusammenstecken oder mit ihren Eltern auf dem Sofa kuscheln.
Fern vom Menschenkopf halten es Kopfläuse nicht lange aus. Bereits nach wenigen Stunden ohne Blutmahlzeiten sind sie zu geschwächt, um herumzukrabbeln, und sterben nach zwei bis drei Tagen endgültig ab. Deshalb ist die Übertragung durch Mützen oder Kämme nur sehr selten und nur denkbar, wenn diese Gegenstände innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden.
Hinweis: Kopfläuse haben nur einen einzigen Wirt: den Menschen. Tiere befallen sie nicht. Hunde, Katzen und Hamster müssen deshalb bei Entlausungsaktionen nicht mitbehandelt werden.
Ruhe bewahren und auf Laussuche gehen
Ansteckungsgefahr besteht also vor allem dort, wo Menschen eng zusammenkommen. Das ist z.B. in Kindergärten, Kitas und Schulen der Fall, wo Kinder miteinander toben und spielen. Beim eigenen Kind macht sich ein Lausbefall durch Kopfjucken bemerkbar. Häufiger werden Eltern jedoch mit einem Lausalarm aus Schule oder Kindergarten konfrontiert. Jetzt gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren. Auch wenn der Gedanke an die krabbelnden Mitbewohner mehr als ungemütlich ist – Kopfläuse lassen sich sehr gut bekämpfen.
Zunächst muss allerdings geprüft werden, ob das eigene Kind schon Kopfläuse hat. Dazu scheitelt man die Haare an mehreren Stellen und sucht die Kopfhaut nach Larven ab. Achten sollte man auch auf die typischen klebrigen braunen Lauseier und leere Eihüllen, die Nissen. Am ehesten lassen sich diese an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken aufspüren. Erwachsene Läuse findet man, wenn man die feuchten Haare mit einem dichten Kamm durchkämmt. Das geht am besten so:
- Haare mit einer handelsüblichen Spülung anfeuchten.
- Mit einem Läuse- oder Nissenkamm Strähne für Strähne vom Haaransatz bis zur Spitze durchkämmen.
- Nach jeder Strähne den Kamm auf Küchenpapier ausstreichen, das ausgestrichene Material nach Larven, Eiern und Läusen absuchen. Hier ist eine Lupe hilfreich.
- Wurden Läuse, Larven, Eier oder Nissen gefunden, müssen alle Familienmitglieder auf Läuse kontrolliert werden.
Tipp: Läuse- oder Nissenkämme gibt es aus Metall, Kunststoff oder Naturkautschuk in der Apotheke. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Zinken gerade sind und eng beieinander (< 0,3 mm) stehen. Abgerundete Ecken schonen zudem die Kopfhaut.
Weg mit der Laus – aber wie?
Gründliches Auskämmen mit dem Läusekamm eliminiert schon einen Teil der Läuse. Damit sie aber zuverlässig verschwinden, muss der befallene Kopf zusätzlich behandelt werden. Dafür werden die Kopfläuse erstickt. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl: Neurotoxische Präparate lähmen die Atmung der Kopfläuse. Physikalische Mittel legen sich wie ein Film um die Laus, dringen in die Atemwege ein und verhindern dadurch die Sauerstoffaufnahme.
- Zu den neurotoxischen Läusemitteln gehören die Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrumextrakt oder Allethrin. Ihr Vorteil ist, dass sie meist schon bei einer Anwendung alle Lausstadien abtöten. Manchmal bilden die Läuse jedoch Resistenzen gegen die Wirkstoffe, d.h. die Mittel wirken nicht. Außerdem reagieren machen Menschen allergisch auf die neurotoxischen Anti-Laus-Mittel.
- Physikalische Wirkstoffe wie Dimeticon, Neem-Extrakt oder Paraffinöl zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, Resistenzen bilden sich kaum. Allerdings sind sie schwächer in der Wirkung, weshalb mindestens zwei Anwendungen erforderlich sind (siehe unten „Läsuefahrplan“).
Die Läusemittel gibt es flüssig als Lösungen, als Emulsionen oder als Gele. Egal welcher Wirkstoff eingesetzt wird: Der Beipackzettel muss gründlich gelesen und die Gebrauchsanweisung streng eingehalten werden, damit sich die Wirkung entfalten kann. Manche Produkte werden im feuchten, andere im trockenen Haar angewendet. Auch die erforderlichen Einwirkungszeiten unterscheiden sich, sie reichen von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden.
Hinweis: Vorsicht, einige Präparate sind entflammbar. Bei der Verwendung darf keinesfalls geraucht werden, offene Flammen und heißes Föhnen müssen ebenso vermieden werden!
Den richtigen Läusefahrplan beachten
Unabhängig vom verwendeten Präparat empfiehlt das Robert Koch-Institut grundsätzlich eine Basis- und eine Wiederholungsbehandlung. Um alle erwachsenen Läuse, Larven und Eier zu erwischen, verläuft die Vertreibung der Kopflaus am besten nach folgendem Fahrplan:
- Tag 1: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden
- Tag 5: nass auskämmen
- Tag 9: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden
- Tag 13: nass auskämmen
- Tag 17: nass auskämmen.
Behandelt werden sollen alle Familienmitglieder, bei denen sich beim Auskämmen ein Läusebefall gezeigt hat. Ob lausfreie Menschen des gleichen Haushalts vorsorglich mitzubehandeln sind, wird unterschiedlich beurteilt. Im Zweifel sollte man Hausärzt*in oder Kinderärzt*in dazu befragen.
Die bei der Läusekur getragene Kleidung, die verwendeten Handtücher und die aktuell genutzte Bettwäsche sollten bei 60° C in der Waschmaschine gewaschen werden. Was diese Temperatur nicht aushält oder gar nicht gewaschen werden kann (z. B. Mützen), steckt man für eine Woche in einen dicht schließenden Plastiksack. Auf diese Weise sterben bzw. verhungern die Läuse.
Kämme, Bürsten oder Haarspangen reinigt man am besten in heißer Seifenlösung. Weitere Hygienemaßnahmen sind nicht erforderlich. Auch das häufig empfohlene Tieffrieren der Kuscheltiere, das Waschen der gesamten Bekleidung im Kleiderschrank sowie ein übertriebener Hausputz sorgen nur für Stress in der Familie.
Umfeld und Kindergarten informieren!
Damit die Läuseplage gestoppt wird, ist es wichtig, die Menschen in der direkten Umgebung über den Kopflausbefall aufzuklären. Dazu gehören auch die Eltern von Vereinskameraden oder Spielfreunden des Kindes. Peinlich sein muss einem der Läusebefall nicht. Denn Läuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Und falsche Scham führt nur dazu, dass sich die Laus auf weiteren Köpfen verbreiten kann.
Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Erziehungsberechtigte sogar dazu verpflichtet, den Kopflausbefall ihres Kindes dem Kindergarten oder der Schule mitzuteilen. Von dort wird dann das Gesundheitsamt informiert und die Eltern sämtlicher anderer Kinder benachrichtigt.
Nach der ersten Behandlung darf das Kind Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Manchmal ist dafür ein Attest erforderlich. Meist reicht es aber aus, wenn die Eltern schriftlich erklären, dass sie die Läusekur wie angegeben durchgeführt haben. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am 9. Tag eine zweite Behandlung durchführen.
Tipp: Das Läuseauskämmen ist für viele Kinder eine langweilige oder gar unangenehme Prozedur. Man kann es ihnen leichter machen, wenn man ihnen dabei vorliest oder ihre Lieblings-CD laufen lässt.
Was tun, wenn die Laus nicht weicht?
Wird der Kopf trotz Behandlung nicht lausfrei, kann das bei den neurotoxischen Wirkstoffen an Resistenzen liegen. In diesen Fällen ist der Wechsel auf ein anderes Produkt hilfreich. Viel häufiger sind jedoch Anwendungsfehler an der fehlenden Wirkung schuld:
- zu kurze Einwirkungszeit, weil das Präparat zu früh ausgewaschen wurde
- ungleichmäßiges Auftragen, Verwendung von zu wenig Wirkstoff
- zu starke Verdünnung des Wirkstoffs durch Anwendung auf zu nassen Haaren
- Aufsaugen des Wirkstoffs durch ein Handtuch, das bei der Anwendung um den Kopf gewickelt wurde.
Oft kann in solchen Fällen schon die Apotheker*in helfen. Im Zweifel wissen auch die Hausärzt*in oder die Kinderärzt*in Rat.
Manchmal besser doch in die Arztpraxis
Kopfläuse am Kinderkopf lassen sich gut in Eigenregie behandeln. Es gibt jedoch Situationen, in denen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Das ist der Fall bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern. Je nach Wirkstoff sind die Läusemittel nur für bestimmte Altersstufen zugelassen. Das am besten geeignete Mittel lässt man sich sicherheitshalber von der Kinderärzt*in empfehlen.
Auch wenn die juckende Kopfhaut schon wundgekratzt ist, sollte eine Ärzt*in sie vor dem Einsatz von Läusemitteln sicherheitshalber inspizieren. Solche Ekzeme finden sich meist hinter den Ohren, am Nacken und am Hinterkopf. Sind die Wunden offen, drohen Infektionen.
Die gleiche Vorsicht ist geboten, wenn die betroffenen Kinder an einer Hauterkrankungen leiden. Ist der Kopf von Neurodermitis oder Schuppenflechte befallen, sollte das Läusemittel z.B. keine irritierenden Duftstoffe enthalten.
Hinweis: Die Antiläusemittel Permethrin und Pyrethrum sind mit Stoffen aus der Chrysantheme verwandt. Bei Chrysanthemenallergie muss die Ärzt*in entscheiden, ob die Haare nur nass ausgekämmt werden dürfen oder ob es Läusemittel gibt, die man bedenkenlos anwenden darf.
Vorbeugende Maßnahmen
Eltern möchten ihren Nachwuchs häufig vor einem Läusebefall schützen. Das ist z.B. denkbar, wenn in der Schule Lausalarm gegeben wurde, der Kinderkopf jedoch (noch) nicht befallen ist. Auch vor einem geplanten Aufenthalt mit engem Kontakt in überfüllten Hilfseinrichtung möchten manche Menschen gerne vorbeugende Maßnahmen ergreifen.
Dafür haben sich einige Hersteller etwas einfallen lassen. So gibt es ein Läuseabwehrspray mit einem Extrakt aus Zitroneneukalyptus, das auf den Kopf gesprüht wird. Der Extrakt bildet eine Art Schutzschild um das Haar und soll dazu führen, dass die Läuse Haare nicht mehr als solche erkennen. Die Wirkung soll bis zwölf Stunden anhalten.
Ein anderes Produkt aus Dimeticon und Activdiol® wird nach der Haarwäsche ins feuchte Haar gesprüht. Es soll die Laus schädigen, bevor sie sich festsetzen und vermehren kann. Das Spray soll mindestens zweimal wöchentlich angewendet werden.
Eine Kombination aus physikalischem Läusemittel und vorbeugend wirkendem Läuseschutzfaktor ist als Shampoo in der Apotheke erhältlich. Es wird auf trockenem Haar angewendet und nach 15 Minuten Einwirkungszeit ausgespült. Vorhandene Läuse werden damit abgetötet, der Schutz vor weiteren Kopfläusen soll drei Tage lang anhalten.
Quellen: Robert Koch-Institut, Deutsche Apotheker Zeitung